UR-DOM-WISSEN – KUNSTWERK DES QUARTALS: Leopoldsaltar
Wir möchten diesmal auf eines der wenigen noch erhaltenen neugotischen Kunstwerke des Domes hinweisen, das auch leichte Einflüsse des Jugendstils aufweist: Den Leopoldsaltar unter dem sogenannten Füchsel-Baldachin an der Südseite des Langhauses. Baldachine waren im Mittelalter häufig zur Markierung von Seitenaltären üblich, im Stephansdom haben sich drei davon erhalten.
Markgraf Leopold III. wurde 1485 heiliggesprochen. Ungefähr im Jahr 1515 wurde er im Bischofstor monumental in einer Wandmalerei dargestellt, dieses Gemälde wurde erst 2018 unter einer dunklen Schmutzschicht entdeckt. Zum Landespatron Österreichs wurde er 1663 (auf Betreiben Kaiser Leopolds I.) und ersetzte damit den hl. Koloman, einen irischen Pilger, der 1012 bei Stockerau ermordet worden war.
Der barocke Leopoldsaltar wurde an der heutigen Stelle errichtet, sein Aufbau war aber so groß, dass der Baldachin verändert werden musste. Nach der Wiederherstellung des gotischen Aufbaues im 19. Jahrhundert musste auch der Altar erneuert werden. 1903 wurden Ludwig Linzinger (1860– 1929) und Ludwig Schadler (1862–1937) mit der Errichtung beauftragt, 1905 der Altar vollendet.
Die Darstellung des Heiligen mit Herzogshut, Bart, Kirchenmodell und dem „Lerchenbanner“ als Wappen wurde von einer Figurine am 1517 fertiggestellten Friedrichsgrab übernommen.
Der Schrein wird von drei Engeln umrahmt, in der Predella, dem Sockel des Altaraufbaues, sind zwei Heilige, der hl. Koloman und der hl. Severin, der „Apostel Norikums“, der im antiken Wien gewirkt hatte und 482 in Mautern verstorben war, dargestellt.