„Wir machen himmlischen Honig!“
von Peter Stich und Gregor de Lijzer
Im Trubel der Großstadt Wien erhebt sich der majestätische Wiener Stephansdom in den Himmel. Doch inmitten der Touristen, Geschäftsleute und dem Treiben auf dem Stephansplatz ist auch ein Summen zu hören. Ein Summen von Bienen, genauer gesagt den Bienen des Stephansdoms. Doch lassen Sie uns die Geschichte von Anfang an erzählen.
WIE ALLES BEGANN
Der 1919 gegründete „Bienenzuchtverein Wien Westend“ ist der älteste Imkerverein Wiens. An einem Vereinsabend im Frühjahr 2022 kamen wir, Gregor de Lijzer und Peter Stich, zusammen und unterhielten uns über die Möglichkeit, Bienen am Stephansdom aufzustellen. Über Recherchen und Kontaktaufnahme mit der Dombauhütte wurde im Rahmen einer Besprechung mit Dombaumeister Dipl.-Ing. Wolfgang Zehetner vereinbart, im August 2022 Bienenstöcke am Bläserchor aufzustellen.
Am 28. August 2022 war es dann so weit. Vom Hauptschiff des Stephansdoms wurden über einen Seilzug Material und vier Bienenvölker auf den Dachboden gehoben. Von dort ging es Richtung Bläserchor, wo die Völker jetzt ihr Zuhause haben.
So ungewöhnlich der Standort des Wiener Stephansdoms ist, so häufig kreuzen sich Kirche und Imkerei. Zahlreiche Persönlichkeiten der Imkerei und Bienenforscher entstammen dem Klerus, der seit jeher einen besonderen Bezug zu den fleißigen Insekten hatte.
DIE KIRCHE UND DIE BIENEN
Bruder Adam war ein Benediktinermönch und ist eine legendäre Figur in der Imkerei. Er war der Imker im Kloster Buckfast Abbey in England und ist bekannt für seine Züchtung von Buckfast- Bienen.
Johann Ludwig Christ war ein deutscher Pfarrer und Imker im 18. Jahrhundert.
Er schrieb das Buch „Die Bienen und ihre Kennzeichen“ und betonte die Bedeutung der Bienen in der christlichen Symbolik. Er sah in den Bienen ein Beispiel für Tugenden wie Fleiß, Gemeinschaft und Ordnung, die in der Bibel sehr geschätzt werden.
Ferdinand Gerstung war ein deutscher Imker und Autor des Buches „Bienen und Menschen“ im frühen 20. Jahrhundert. Als Imker und evangelischer Christ glaubte Gerstung, dass die Bienenkolonie ein wertvolles Symbol für Gemeinschaft und Zusammenarbeit darstellt, was er als wichtigen Wert in der christlichen Lehre betrachtete. Seine Arbeit betonte die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Verantwortung gegenüber der Schöpfung.
Émile Warré war ein französischer Imker und Geistlicher, der die nach ihm benannte „Warré Bienenbeute“ entwickelte. Sein 1948 erschienenes Buch »L’apiculture pour tous« (Bienenhaltung für alle) hat heute mehr Gültigkeit als je zuvor, stellte er doch das Naturwesen „Biene“ vor alle anderen Interessen.
Aber auch Päpste zeigten ihr Interesse an den kleinen pelzigen Honigsammlern. Hier sei vor allem das Adelsgeschlecht der Barberini genannt. Sie verewigten sogar die Bienen in ihrem Familienwappen, welches drei von ihnen zeigt. Weniger aus naturwissenschaftlichem Interesse, sondern vielmehr, um sich mit der Eigenschaft des Fleißes zu schmücken.
Als reger Bauherr Roms ließ Papst Urban VIII. aus dem Geschlecht der Barberini an zahlreichen Bauten sein „Logo“ mit den Bienen anbringen. Es ist also fast unmöglich, in Rom nicht auf Bienen zu treffen.
HERAUSFORDERUNGEN FÜR MENSCH UND TIER
Doch zurück zu den Dombienen. Der Standort Stephansdom stellt Imker wie Immen vor besondere Herausforderungen. Da ist zunächst die Logistik. Können Erwerbsimker mit ihren Fahrzeugen meist bis zu den Beuten (die Bezeichnung für die Behausung eines Bienenvolks) fahren, sind in diesem Fall die Bienenstöcke mittels einer Fahrt mit dem „Pummerin-Aufzug“ und einem kurzen Weg über Treppen des Dachstuhls zu erreichen. Sämtliche Materialien, Honig, Werkzeuge werden „hochgetragen“. Das erschwert die Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes erheblich, doch der Ausblick vom vielleicht schönsten Bienenstandort Wiens entschädigt für diese Mühe. Für die Bienen ist die Lage ebenfalls außergewöhnlich. Einerseits die Höhe, aber auch die Ausrichtung. Die bevorzugte Ausrichtung der Fluglöcher ist Richtung Süden. Der Bläserchor hingegen blickt nach Nordwest, womit erst die späte Nachmittagssonne die Bienenstöcke erwärmt.
Doch finden Bienen an einem doch so zentralen Standort genug Nektar und Pollen?
Die Stadt bietet im Gegensatz zum ländlichen Gebiet eine Vielfalt an Pflanzen, welche über einen langen Zeitraum Nahrung bieten. So gesehen ist die Stadt als Ort der Bienenhaltung den Monokulturen einer landwirtschaftlich geprägten Region überlegen. Weiters ist glücklicherweise die Pestizidbelastung bei weitem geringer, sodass Stadthonig, so komisch es klingt, mitunter weniger Pestizidrückstände hat als so mancher industrielle Honig.
HONIGANALYSE
Das Imkern am Dom ist also durchaus möglich, wenngleich hier nicht mit den Honigmengen wie in der gewerblichen Imkerei zu rechnen ist. Im Vordergrund stehen die Freude und das Privileg, an diesem heiligen Standort Natur und Spiritualität erleben zu dürfen.
RÜCKBLICK 2023
Das Jahr 2023 war für uns ein sehr spannendes, ereignisreiches, aber auch lehrreiches Jahr.
Gleich in unserem ersten Jahr durften wir ein Team von ORF III begrüßen. Im Rahmen der Dokumentation „St. Stephan und die Tiere“ filmten uns Kameramann Oliver Indra und Assistentin Jeannine Felzmann unter der Regie von Wolfgang Niedermair. Das Ergebnis dieses Drehs und viele weitere interessante Einblicke sind auf der DVD „St. Stephan und die Tiere“, die über den Verein „Unser Stephansdom“ erhältlich ist, zu sehen.
Im September 2023 wurden zahlreiche Gäste auf den Bläserchor zur Bienensegnung durch Dompfarrer Toni Faber geladen.
Lehrreich war, mit den Besonderheiten dieses Standorts umzugehen. Dazu gehörte, dass wir Beuten mit verbesserter Dämmung bauten, um dem „rauen“ Klima besser entgegenwirken zu können. Aber auch, dass Zuckerwasser nicht einfach mit Wasser weggeschwemmt werden kann. Dieses Wasser entleert sich über die Wasserspeier des Doms auf den Stephansplatz und die meist dort befindlichen Touristen.
Schön war es aber auch, wie viele Menschen wir im Laufe des Jahres kennenlernen durften, die dem Projekt Dombienen offen gegenüberstehen und uns unterstützen. Gespräche mit Touristen aus aller Welt im „Pummerin-Aufzug“, die Unterstützung der Dombauhütte, der Verein „Unser Stephansdom“, der uns bei der Vermarktung des Honigs unterstützt, und viele andere, deren Erwähnung diesen Artikel sprengen würde. Danke all diesen Menschen!
SO GUT SCHMECKT HILFSBEREITSCHAFT!
Genießen Sie den süßen Geschmack unseres köstlichen Honigs um 6 Euro und tun Sie gleichzeitig Gutes! Mit jedem Kauf unterstützen Sie den Verein „Unser Stephansdom“, denn die Hälfte des Erlöses fließt direkt in wichtige Projekte für den Erhalt unseres historischen Wahrzeichens. Holen Sie sich jetzt ein gutes Gläschen Domhonig und lassen Sie uns gemeinsam etwas Positives bewirken.
Wo? Stephansplatz 3, 4. Stock, Tür 7, 1010 Wien
Wann? Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 15.00 und Freitag von 9.00 bis 13.00 Uhr