UR-DOM-WISSEN
Einer der zahlreichen Altäre des Langhauses, der allen, die sich mit der Erhaltung des Domes beschäftigen, besonders am Herzen liegt, ist der „Steinmetzaltar“. Er gehört zu den ältesten barocken Altären des Domes. Er wurde 1677 von den bürgerlichen Steinmetzen beauftragt und ist – bemerkenswerterweise – der einzige Barockaltar, der nicht aus Stein, sondern aus Holz angefertigt wurde; die täuschende Wirkung ist nur gemalt.
Das Hauptbild stammt von Tobias Pockh, ein Maler aus Konstanz, der 1647 nach Wien berufen wurde, um gemeinsam mit seinem Bruder Johann den Hochaltar von St. Stephan zu errichten. Das Altarblatt zeigt die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus, die von einem Engel gekrönt werden. „Petrus“ bedeutet Stein oder Fels, und so nannte Christus seinen ersten Jünger Simon, auf seinem festen Fundament sollte die Kirche als Organisation aufbauen. Und auch die Steinmetze verwenden den Felsen als ihr Material. Unter der Zone der Heiligen ist daher auch eine antike Baustelle dargestellt.
Die rahmenden Heiligen, Leopold III. von Österreich und Kaiser Heinrich II., waren Gründer und Bauherren zahlreicher Kirchen und damit für die Bauleute von großer Bedeutung.
Sind in der unteren Zone die Apostelfürsten und fürstlichen Auftraggeber dargestellt, bezieht sich der bekrönende Aufsatz auf die Bauleute selbst. Im oberen Bild sind die Patrone der Steinmetze, die „Vier Gekrönten“ gemalt: vier christliche Steinmetze mit den Namen Claudius, Nicostratos, Castorius und Sempronianus, die im 4. Jahrhundert im heutigen Ungarn lebten und hingerichtet wurden, weil sie sich weigerten, eine Götzenstatue anzufertigen.
Die flankierenden Skulpturen stellen einen Bezug zu den Sorgen der Menschen in der Entstehungszeit her: Die beiden Pestheiligen Rochus und Sebastian sollten den Menschen Hoffnung trotz der Gefahr dieser Seuche geben, die in vielen Wellen die Stadt heimsuchte, am schwersten 1679. Wie sehr Epidemien das Leben der Menschen beeinflussen können, ist ja auch uns in den letzten Jahren sehr eindringlich vor Augen geführt worden. Und auch wenn die moderne Wissenschaft uns viel besser helfen kann, bleiben die Sorgen der Menschen bestehen.