UR-DOM-WISSEN – KUNSTWERK DES QUARTALS: Der Josefsaltar
Die mittelalterliche Architektur des Domes, die so reich ornamentiert und mit gotischen Skulpturen ausgestattet ist, wurde durch die barocke Ausstattung in ihrer Erscheinung verändert und um eine ganz wichtige Facette bereichert. Die ursprünglich vorhandenen gotischen Altäre wurden großteils im frühen 18. Jahrhundert erneuert und durch die noch bestehenden barocken Aufbauten ersetzt. Der 1700 errichtete Josefsaltar befindet sich am östlichen Ende des Langhauses am südlichen Freipfeiler als Pendant zum Frauenaltar auf der nördlichen Seite. Wie dieser ist er mit einem elliptischen Kommuniongitter umgeben und damit besonders hervorgehoben.
Der architektonische Aufbau mit Säulen und zahlreichen Darstellungen von Engeln
und Heiligen stammt von Matthias Steindl (1644–1727), der auch einer der Architekten von Stift Dürnstein in der Wachau war. Der Altar reicht bis in die Zone der gotischen Säulenheiligen hinauf, nimmt aber Rücksicht auf die älteren Skulpturen und verdeckt sie nicht. Die Steinmetzarbeiten wurden vom Salzburger Steinmetz Trüpl ausgeführt. Der Bildhauer der zahlreichen Skulpturen ist leider unbekannt. Die Architektur ist von den vier Evangelisten eingerahmt: unten Matthäus und Markus, oben Lukas und Johannes. Bekrönt wird der Altar von der Darstellung der Verkündigung an Maria, mit der Jungfrau, Gabriel und der Heiliggeist-Taube, ver deutlicht durch die Inschrift „Gratia Plena“ auf einer Schriftrolle. Dazwischen wird die Säulenarchitektur von Frucht- und Blumenranken sowie beobachtenden Engeln aufgelockert.
Das zentrale Werk, das Altarblatt, wurde vom kaiserlichen Rat Ferdinand von Radek gestiftet und von Anton Schoonjans auf Metallplatten gemalt. Dieser Maler wurde 1655 im heutigen Belgien geboren, arbeitete in seiner Heimat, aber auch in Frankreich und in Rom und war ab 1695 Hofmaler in Wien. Im Alter zog er sich nach Perchtoldsdorf zurück, wo er 1726 verstarb.
Das Bild zeigt – umgeben von Engeln – das Jesuskind und seinen Nährvater Josef. Die Drehung des Kindes verdeutlicht die innige Zuwendung, die über die rein fürsorgliche Pflicht Josefs hinausgeht. Unabhängig von der theologischen Bedeutung wird die Rolle des Vaters in der Familie auf dieses Vorbild hin ausgerichtet.
Dieser schöne Teil der barocken Ausstattung ist ein heiteres, familiäres Element, das zur stilistischen Vielfalt, die ein weites Feld von Stimmungen und Lebenslagen abdeckt, beiträgt.