Symbole & Legenden
Dienstbotenmadonna
Von der Dienstbotenmadonna über den Zahnwehherrgott bis hin zu den Tierfiguren an der Außenfassade wie etwa Drachen, Löwen und Basilisken – der Stephansdom beherbergt zahlreiche Symbole, hinter denen interessante Details stecken, die vielen Besuchern des Stephansdoms und auch vielen Wienerinnen und Wienern nicht bekannt sind.
Oder kennen Sie etwa die Geschichte hinter der sogenannten „Dienstbotenmadonna“? Eine Legende erzählt, dass die Unschuld eines des Diebstahls bezichtigten Dienstmädchens bewiesen werden konnte, nachdem sie die Dienstbotenmadonna um Hilfe gebeten hatte. Sie zählt übrigens zu den bedeutendsten Skulpturen der Hochgotik, wird als „höfisch“, „elegant“ und „schwungvoll“ beschrieben und war früher einmal bunt.
Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere spannende Legenden und interessante Details rund um den Stephansdom.
MEHR LESEN WENIGERDer Heilige Stephanus: Diakon und Erzmärtyrer
Wenn man oben auf der alten Westempore steht und in die Weite des Doms hinuntersieht, dann steht er genau vis-à-vis, auf halber Höhe des südwestlichen Mittelschiff-Langhauspfeilers: eine ernste Gestalt, in der rechten Hand die Märtyrerpalme, in der linken drei Steine, Zeichen seines Martyriums. Stephanus, Diakon und Erzmärtyrer, „ein Mann voll Gnade und Kraft, voll des heiligen Geistes“, wie er in der Apostelgeschichte beschrieben wird, der Patron der Wiener Domkirche als auch der Mutterkirche Passau.
Sein Fest, das auf den 26. Dezember gelegt wurde, um das Weihnachtsfest noch stärker zu betonen, war im Volk von jeher besonders beliebt und bald von reichem Brauchtum umgeben: So ließen Gläubige am 26. Dezember Rotwein in einem Kelch segnen, in welchen sie in Erinnerung an seine Steinigung einen kleinen Stein gelegt hatten. Große Bedeutung erlangte Stephanus als Pferdepatron; am Stefanietag wechselten die Pferdeknechte und Kutscher ihren Arbeitgeber. In manchen Gegenden teilte man an seinem Festtag Brot an die Armen aus.
Als Patron der Domkirche findet sich sein Bild, mit Buch, Steinen und Palme, an mehreren Orten der Außenseite der Kirche, am Bischofs- und am Singertor, im Sockelgeschoß des Nordturms, am Südturm, im Vorbau des Riesentors und hoch oben als Wächter an der Westwand. Im Inneren begegnet uns Stephanus – dramatisch, während seines Leidens – auf den Resten der mittelalterlichen Glasfenster, am Friedrichsgrab, an einem Fresko im Friedrichs-Chor, am Wiener Neustädter Altar und mehrmals an den Pfeilern des Chors und Langhauses.
Vor dem ehemaligen Hochaltar befindet sich nun das Cranium, ein Stück seiner Hirnschale, als kostbare Reliquie; das Hochaltarbild zeigt ihn in seiner Todesstunde, vor den Mauern Jerusalems, über ihm der geöffnete Himmel …
MEHR LESEN WENIGERDer „Zahnwehherrgott“
Der sogenannte „Zahnwehherrgott“, die Abbildung eines Schmerzensmannes, ist im Stephansdom gleich zweimal vertreten: Das Original befindet sich an der Westwand der Nordturmhalle, eine Kopie an der Außenseite des Mittelchors.
Die Legende besagt, dass der Zahnwehherrgott aufgrund seines leidenden Ausdrucks von jungen, betrunkenen Männern verspottet wurde. Sie waren der Meinung, die Figur hätte starke Zahnschmerzen und banden ihr ein Tuch um. Bald darauf hatten sie selbst große Zahnschmerzen und kehrten zum „Tatort“ zurück. Sie leisteten Abbitte und bald darauf waren ihre Schmerzen verschwunden.
MEHR LESEN WENIGERDer Wetterhahn: Wächter gegen den Teufel
Seit jeher findet man auf den Spitzen der Kirchtürme oft einen vergoldeten Hahn. Auch auf dem Chordach von St. Stephan befindet sich ein solcher Hahn. Er soll der Wächter gegen den Teufel sein, der bekanntlich nur bis zum ersten Hahnenschrei seine dunklen Taten vollbringen kann. Der Hahn ist aber auch Sinnbild der Wachsamkeit, vor allem aber auch Sinnbild des Lichtes, weil er vor Sonnenaufgang kräht und so das kommende Licht ankündigt. Damit weist der Hahn schließlich auf Jesus hin, der die Menschen aus der Nacht zum Licht führt.
MEHR LESEN WENIGER„Tiere am Dom“ - In Stein gemeißelte Tiere: Symbol für den Kampf zwischen Gut und Böse
In Stein gemeißelte Tiere waren aber schon seit jeher ein bedeutender Bestandteil der mittelalterlichen Kirchen, so auch von St. Stephan.
Die Sitte, Tiere als Symbole zu gebrauchen, ist uralt. Der mittelalterliche Kirchenbesucher, der in der Regel nicht lesen konnte, der aber ein tiefes Wissen um heilsgeschichtliche Zusammenhänge hatte, erkannte viel klarer als wir heute: Das Leben des Menschen ist ein beständiger Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Leben und Tod, zwischen Auferstehung und ewiger Verdammnis, und brachte dies auf vielerlei Weise, gerade auch in den Tierdarstellungen, immer wieder zum Ausdruck.
Schon an der Außenwand von St. Stephan drohen und spotten Wasserspeier in Form von Hunden, Löwen oder Drachen. Im Gewände des Riesentors, im Fries, symbolisieren Drachen, Löwen und Basilisken jene dämonischen Kräfte, jenen Kampf zwischen Gut und Böse, der das Leben des Menschen begleitet. Manche Motive, wie jenes der verschlungenen Drachen, weisen in vorchristliche Zeit zurück. Auch aus den romanischen Kapitellen im Inneren der Westempore lugen Hunde, Löwen und Drachen hervor. Im Kircheninneren symbolisieren Eidechsen und Kröten am Kanzellauf den immerwährenden Kampf zwischen Gut und Böse, ganz oben bekrönt von einem Hund. Am Friedrichsgrab symbolisieren Tiere Eigenschaften des Herrschers. Altarbilder zeigen Tiere, zum Beispiel Ochs und Esel in der Geburtsgeschichte, eingebunden in das Heilsgeschehen, und symbolisieren einerseits den „vertierten“ Menschen, andererseits die für das Heil empfängliche Seele des Menschen. Die Schlusssteine im Gewölbe erzählen von der Liebe Gottes zu den Menschen: So zum Beispiel der Pelikan als Symbol der Liebe Christi, der für uns sein Blut hingibt.
So erinnert uns die Kirche auch auf diese Weise, mit Hilfe der Tiere, die ja auch ein Teil der Schöpfung Gottes sind, immer wieder an unsere eigentliche lebenslange Aufgabe: die Entscheidung für oder gegen Gott.
MEHR LESEN WENIGERDer Stephansfreithof
Der Boden rund um St. Stephan ist heiliger Boden. Der Stephansplatz mit seinem geschäftigen Leben hat heute die Erinnerung daran fast verdrängt, dass schon die erste Stephanskirche als Pfarrkirche, wie jede andere Pfarrkirche auch, von einem Friedhof umgeben war, einem Ort des Friedens und der Stille, der im Jahr 1255 erstmals genannt wurde. Wenn schon nicht in der Kirche selbst – um auch im Tode dem Gottesdienst beiwohnen zu können, was aber nur wenigen Auserwählten vergönnt war –, wollten die Menschen des Mittelalters doch möglichst nahe, sozusagen „im Schatten“ ihrer Kirche, den jüngsten Tag erwarten.
Ein Teil dieses Friedhofs fiel zu Beginn des 14. Jahrhunderts dem Chorbau zum Opfer, als Ersatz wurde im Jahr 1309 ein Teil des Deutschordenshauses erworben.
Der Friedhof bildete einen abgeschlossenen Ort, begrenzt
- im Norden durch den alten Pfarrhof, den späteren Propst- und heutigen Bischofshof,
- im Osten durch die Domherrenhäuser,
- im Süden durch die ehemalige Stephansschule und die alte Steinhütte, das heutige Curhaus,
- im Westen durch eine niedrige Zeile aneinander gereihter Gebäude: Mesnerhaus, Bahrleihhaus, Kirchenschließerhaus, Kantorei, die zu Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen wurden, mit dem von 1485 bis 1699 an der Nordwestecke befindlichen Heilthumsstuhl.
Den Zugang zum Freithof vermittelten fünf Tore – das Mesner-, das Schuler-, das Singer- oder Hüttentor, das Rauber- und das Zinnertor, welche im Morgengrauen geöffnet und in der Abenddämmerung geschlossen wurden.
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