Interview – „Die Größe und Schönheit des Bauwerks Stephansdom überwältigt mich jedes Mal aufs Neue.“
Dr. Martin Waldhäusl wurde am 8. Mai 1967 in Wien geboren und hat Rechtswissenschaften an der Universität Wien studiert. Er hat internationale Erfahrung in der Private-Equity-Branche gesammelt. Als Chef der MTH Retail Group war er für die erfolgreiche Sanierung von Libro verantwortlich. Seit 2020 ist er CEO der Management Trust Holding und seit nunmehr zehn Jahren Vorstandsmitglied im Verein „Unser Stephansdom“.
Wir freuen uns sehr, dass Sie als CEO der Management Trust Holding (MTH), zu der unter anderem LIBRO und PAGRO DISKONT gehören, Vorstandsmitglied im Verein „Unser Stephansdom“ sind. Ihre erfolgreiche Leitung der Sanierung von LIBRO ist bemerkenswert. Der Stephansdom steht ständig im Fokus von Sanierungsarbeiten, die jährlich etwa 2,2 Millionen Euro kosten. Sehen Sie Parallelen zwischen Ihren Erfahrungen und den Anforderungen als Vorstandsmitglied im Verein?
Ja, ich sehe dabei sogar viele Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen kommt es auf klare Kommunikation an. Es ist wichtig, dass jede und jeder Beteiligte versteht, wie sie oder er etwas beitragen kann und was das Ziel ist. Wir setzen unsere Mittel und Ressourcen gezielt ein und planen sorgfältig, wie wir vorgehen. Letztlich geht es darum, Menschen zu vereinen, um eine gemeinsame Vision zu verwirklichen. In beiden Rollen sind Teamarbeit und das gemeinsame Streben nach Verbesserung zentral. Beides – auch der Betrieb und die Aufrechterhaltung unseres so großartigen Wahrzeichens – sind sehr ehrenvolle Aufgaben, die mich mit Stolz erfüllen.
Was hat Sie dazu bewogen, dieses Amt anzunehmen – trotz Ihres stressigen Alltags?
Es ist natürlich immer eine Abwägung, ob man sich zusätzliche Aufgaben zumuten kann und ob man in der Lage ist, beiden Verpflichtungen mit dem nötigen Engagement nachzugehen. Eine halbherzige Herangehensweise kommt für mich nicht in Frage. Und trotzdem fiel mir die Entscheidung schlussendlich leicht, als ich gefragt wurde, das Amt zu übernehmen. Ich bin Absolvent des Schottengymnasiums in Wien – ich war der katholischen Kirche also immer schon verbunden. Umso schöner, dass ich auch jetzt noch aktiv meinen Beitrag leisten kann.
St. Stephan erfreut sich trotz herausfordernder Zeiten einer treuen Spenderfamilie. Was glauben Sie, ist der Grund dafür?
Ich bin davon überzeugt, dass die Kirche und Religion in herausfordernden Momenten vielen Menschen Halt und Zuversicht bieten. Der Glaube gewinnt an Bedeutung, wenn Zeiten unsicher sind. Zudem verbinden viele Menschen positive Erlebnisse und Erinnerungen mit dem Stephansdom. Sie haben eine bemerkenswerte Karriere gemacht, und Ihr Tag ist zweifellos von Stress und straffer Organisation geprägt. Viele Menschen, die ähnlich gefordert sind, finden im Dom Ruhe und Besinnung. Teilen Sie diese Erfahrung? Gibt es auch für Sie einen besonderen Ort im Dom, an dem Sie innehalten und neue Energie tanken können? Ja, der Stephansdom ist für mich ein besonderer Ort. Jedes Mal, wenn ich ihn betrete, bin ich aufs Neue überwältigt von der Größe und der Schönheit des Bauwerks. Der Stephansdom ist für mich die Inkarnation der Harmonie, die von kirchlichen Traditionen ausgeht.
Sie sind leidenschaftlicher Golfer und nehmen jährlich am Golf-Charity-Turnier teil, dessen Erlös in den Verein „Unser Stephansdom“ fließt. Was fasziniert Sie an diesem Sport?
Ähnlich wie im Dom, finde ich beim Golfspielen immer die Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen. Außerdem kann man beim Golfen viel fürs Leben lernen, z. B. dass es immer auf den nächsten Schlag ankommt.
Der Stephansdom begleitet Wienerinnen und Wiener seit vielen Hundert Jahren. Welche Rolle spielt er persönlich in Ihrem Leben?
Schon seit meiner Schulzeit am Schottengymnasium hat der Stephansdom einen hohen Stellenwert für mich. Er ist nicht nur ein Wahrzeichen unserer Stadt und unseres Landes, sondern auch ein Ort, den ich gerne besuche und an dem ich mich willkommen fühle. Ich weiß, dass sein Anblick nicht nur mich, sondern auch viele andere Menschen erfreut. Es ist einfach schön zu sehen, wie viele Fürsprecherinnen und Fürsprecher sowie Unterstützerinnen und Unterstützer er im Laufe der Zeit gewonnen hat und es immer wieder schafft, neue zu finden. Der Stephansdom ist ein Symbol für Gemeinschaft und Tradition, was mir persönlich auch viel bedeutet. Wenn Sie dem „Steffl“ und „seinem“ Verein etwas wünschen könnten, was wäre das? Mein größter Wunsch ist ein starker Zusammenhalt auf allen Ebenen – vor allem, dass der Dom samt Verein auch weiterhin von vielen positiv gesinnten Menschen unterstützt wird. So können sich auch zukünftige Generationen an der Kraft und Schönheit dieses Ortes er-freuen, dort Ruhe und Besinnung finden.